©    Peter  Möller  -  Kunst

VBK Kunstpreis / Benninghauspreis 2013

Am 11. Oktober 2013 ging der diesjährige
VBK Kunstpreis an Peter Möller.

Der VBK Kunstpreis, der Stifter Barbara und Michael Benninghaus, wird jährlich an einen Künstler des
Vereins Berliner Künstler vergeben. Mit dem Preis wird ein Werk ausgezeichnet, das stellvertretend für
das Gesamtschaffen des Künstlers steht. Der Preis umfasst ein Preisgeld sowie eine Einzelpräsentation
des Preisträgers in der Galerie des VBK.

Die externe Fachjury 2013 bildeten:
Frau Dr. Dorothea Kolland, Musikwissenschaftlerin und
ehemalige Leiterin des Kulturamtes des Berliner Bezirks Neukölln
Frau Dr. Kyllikki Zacharias (Kuratorin der Sammlung Scharf-Gerstenberg)
und Frau Dr. Sabine Ziegenrücker (Karl Hofer Gesellschaft)

 

 


Aus den eingereichten Arbeiten von 18 Künstlerinnen und Künstlern des
Vereins Berliner Künstler aller Sparten der Bildenden Kunst, sprachen sie
sich, in eingehender Diskussion und besonderer Würdigung für die Zeich-
nung Cafe Coppenrath aus seinem aktuellen zeichnerischen Projekt In-
ventur einer Innenstadt
des Künstlers Peter Möller als Preisträgerwerk aus,
mit der Begründung (Auszüge):


„ ... In Aufsicht, mit dem Blick von Oben kartographiert der Künstler das Innenleben dieses Orts, ... Liebevoll und mit fast schon akribischer Genauigkeit misst Möller den einzelnen Gegenständen ihren Platz zu. ... Allein die Perspektive scheint sich diesem Streben nach geordneter Übersicht zu widersetzen. Sie dreht und bewegt sich spiralförmig, kreiselt von Innen nach Außen – oder umgekehrt? Die Sicht von Oben, die einen Überblick, eine Position der Stärke suggeriert, gerät ins Schwanken. Die zahlreichen unterschiedlichen Perspektiven wechseln, Linien stürzen.
... Es ist aber nicht das expressionistische Theatrum Mundi, das die Welt mit Wucht und schnellem spitzen Strich explosionsartig aus den Fugen geraten lässt. Möller sucht auf seiner Bühne vielmehr immer wieder die Ordnung. ... Das Caféhaus sprengt die Grenzen der Kartographie durch den bewegten und doch bemüht präzisen Blick.
Es ist der Versuch mit künstlerischen Mitteln eine andere Beschreibung jenseits von Google Maps und Naviga-tionsgerät für unsere bis in den letzten Winkel vermessene Welt zu finden.
... Eine humorvoll-ironische Sicht wird auf den Versuch geworfen, hier mittels Inventur, Kartographie und präzi-
sem Zeichenhandwerk eine metrische Ordnung zu etablieren. Die wird es nicht geben. ... Mehr noch, man ahnt, dass es womöglich gerade das Bemühen um Systematik ist, das die allgegenwärtige Unruhe verursacht... Es
ist ein Blick von Innen nach Außen und von Außen nach Innen, ein Blick, der sich der gewohnten Lenkung, den Scheuklappen des „normalen“ Sehens widersetzt und der damit eine neue Maßeinheit für einen Raum und eine Sprache für dessen Atmosphäre entdeckt ...Gleichzeitig scheut sich der Künstler nicht, in diese Alltäglichkeiten auch Fragen nach Wertigkeit und Bedeutung von weltumspannenden Systemen aufscheinen zu lassen. Vergnü- gen und Ernsthaftigkeit, Humor und konzeptuelle Strenge liegen hier eng beieinander und scheinen eine künst-lerische Metapher für die allgegenwärtige Su che nach Sinn und Ordnung in permanenter Bewegung gefunden zu haben.“ Auszüge aus dem Laudatio der Jury am 11.10.2013)

 

Benninghauspreis Laudatio PDF download

 


 

Zu meiner Einzelausstellung: Ace and acid, trigger and trace, 2014
anläßlich der Preisverleihung in der Galerie Verein Berliner Künstler

Die aktuelle Schau zeigt einen Querschnitt von Arbeiten aus allen Werkphasen mit dem Schwerpunkt Zeich
nung. Den jüngeren ortsbezogenen Recherchen werden dabei figürliche Zeichnungen bzw Porträts aus älteren und aktuellen Zusammenhängen gegenübergestellt, wobei das Spannungsverhältnis zwischen Individuum
und Anonymität besondere Bedeutung zukommt. So porträtierte ich innerhalb meiner jüngsten Stadtrecherche
in Osnabrück 2013 das ständig wechselnde Servicepersonal eines Bistros bzw Cafes (Servants of Mondo).
Im Rahmen der BIG DRAW BERLIN 2013 zeichnete ich Passanten, die den Projektraum an der Oranienstra-
ße 171 zufällig besuchten und sich auf eine Sitzung für ein schnelles Porträt einließen. Mit ähnlichem Impuls
habe ich 1999 alte Fotografien von verstorbenen Mitgliedern meiner Familie erforscht und als postmortale Por- träts thematisiert, wie die Serie Drei Frauen, die Schwestern zeigt oder das Porträt des Mädchens Therese.
Dem darin aufscheinende Interesse am Memento Mori sind auch die fotografischen Porträts geschuldet, die
mich selbst in isolierten Inszenierungen zeigen (Iceland-bride).  Sie sind der raumgreifenden Installation OUI gegenübergestelltt, mit denen ich situativ die Grenze zum Traumbild überschreite und den Betrachter in den Raum meiner persönlichen irrationalen Ängste hineinziehe. (Peter Möller 2014)

 


 

Auszüge der Rede zur Eröffnung der Preisträgerausstellung von Dr. Dorothea Kolland

Peter Möller (...) präsentiert ein großes Spektrum in verschiedenen Werkgruppen: Ein frühes Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Portraits – gezeichnet und als Linolschnitt, Installationen, eine dokumentierte Performance, Zeichnungen, Skizzen, Stasi-Tapetenmuster, ein wunderbares Buch ...

Sein hier präsentiertes Werk ist scheinbar disparat, aber – vor allem in seinen jüngeren Arbeiten – immer auf
der Suche nach einer anderen, zweiten, dritten, vierten Bedeutungsebene, nie eine endgültige Antwort gebend, den Betrachter – nachdem Peter Möller ihn vor allem bei den feinen Bleistiftzeichnungen zum langen, manch-
mal mühevollen Hinsehen gezwungen hat – durchaus in das Bedeutung geben einbeziehend, immer Fragen offenlassend, Herausforderungen zum Weiterdenken gebend. Und immer wieder ironisch gebrochen.

Lassen Sie uns einen Spaziergang durch die Ausstellung machen, aber nicht mit dem Anspruch der
Vollständigkeit und auch nicht in der richtigen biografischen Reihenfolge, sondern eher assoziativ
– und danach ausgewählt,
 

                                                                                     was mich besonders beeindruckte:

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